Meister und Freunde

Daniel Matejča, Violine

20. Oktober 2024, 11:00
Meister und Freunde

Daniel Matejča, Violine

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PROGRAMM

Fritz Kreisler (1875–1962)
Recitativo und Scherzo-Caprice, op. 6

Georg Philipp Telemann (1681– 1767)
Fantasie Nr. 1 in B-Dur, TWV 40:14

Johann Sebastian Bach (1685–1750)
Partita Nr. 2 in d-Moll, BWV 1004
1. Allemanda
2. Corrente
3. Sarabande
4. Giga

* Pause *

Eugène Ysaÿe (1858–1931)
Sonate Nr. 2 für Violine solo (für Jacques Thibaud)
1. Obsession; Prelude
2. Malinconia
3. Danse des Ombres; Sarabande
4. Les furies

Sonate Nr. 4 für Violine solo (für Fritz Kreisler)
1. Allemande (Lento maestoso)
2. Sarabande (Quasi lento)
3. Finale (Presto ma non troppo)

Sonate für Violine solo Nr. 5 (für Mathieu Crickboom)
1. L’Aurore
2. Danse rustique



 


À Eugène Ysaÿe, le maître et l’ami." –
Für Eugène Ysaÿe, den Meister und Freund.

Mit dem Wiener Fritz Kreisler und dem aus Lüttich gebürtigen Eugène Ysaÿe umrahmen zwei der größten Geigenvirtuosen der Geschichte dieses virtuose Programm. Dabei wäre der Jüngere der Musik beinahe abhandengekommen: 1889 scheiterte der 24-jährige, gerade von einer Konzerttournee in den USA heimgekehrte Fritz Kreisler bei einem Probespiel für die Wiener Philharmoniker, woraufhin er sich mehrere Jahre von der Musik abwandte und zwischenzeitlich unter anderem ein Medizinstudium begann. Erst ab 1896 verfolgte er wieder seine Karriere als Virtuose – und stieg binnen weniger Jahre in die Riege der weltweit gefeierten Geiger auf. Wie noch viele große Solisten seiner Generation, komponierte Kreisler auch für sein Instrument; bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs entstand der Großteil seiner Solowerke, in denen Kreisler die Möglichkeiten seines Instruments zur vollen Entfaltung brachte. Eines seiner bekanntesten Stücke ist Recitativo und Scherzo-Caprice, in welchem eine dramatisch-deklamatorische Einleitung in Moll mit einem kurzen, sprühenden Scherzo verbunden wird. Das Werk ist keinem Geringeren als dem Geiger Eugène Ysaÿe gewidmet – dem „Meister und Freund“, wie es in der Widmung heißt.

Besagter Eugène Ysaÿe, 17 Jahre älter als Kreisler, zählte ebenfalls zu jenen großen Geigern der Geschichte, die den Virtuosen und den Komponisten in sich vereinigten. Er hatte noch gemeinsam mit Musikern und Musikerinnen wie Clara Schumann, Joseph Joachim und Anton Rubinstein musiziert, und Komponisten wie Claude Debussy, Camille Saint-Saëns und Edward Elgar widmeten ihm einige ihrer Werke. Umgekehrt erwies auch Ysaÿe geschätzten Kollegen immer wieder seine Reverenz mit eigenen Stücken – am bekanntesten in den Sechs Sonaten für Violine Solo Op. 27 von 1923. Jede der Sonaten ist einem bedeutenden Geiger gewidmet, die 2. Sonate seinem ehemaligen Schüler Jacques Thibaud (1880–1953) der zu den bedeutendsten Geigern Frankreichs des 20. Jahrhunderts zählt. Die Sonate ist an die Musik Johann Sebastian Bachs angelehnt (freilich ohne es auf eine Stilkopie anzulegen), dessen Partiten für Solovioline schon damals zum Standardrepertoire für Geige zählten. Im eröffnenden Prelude wird der Beginn von Bachs E-Dur-Partita BWV 1006 sogar wörtlich zitiert – worauf die Beifügung „Obsession“ im Titel des ersten Satzes augenzwinkernd hinweisen dürfte.

Auch die dreisätzige 4. Sonate, die Fritz Kreisler gewidmet ist, lehnt sich schon rein äußerlich – mit einer Allemande zu Beginn und einer Sarabande in der Mitte – an die Musik des Barocks an. Im Kontrast dazu steht schließlich die 5. Sonate: Sie ist Ysaÿes Landsmann und Meisterschüler Mathieu Crickboom (18791–1947) gewidmet und bündelt drei kurze Stimmungsbilder: Erst die zart flimmernde Morgenröte (L’Aurore), dann ein rustikaler Volkstanz (Danse rustique), schließlich einen lieblichen Kehraus, der einen Kritiker nach einer Aufführung des Werks an die „Spazierfahrt mit einer schönen Frau“ denken ließ.

Zwei Werke barocker Meister runden das Programm ab: Zuerst Johann Sebastian Bachs 2. Partita in d-Moll (übrigens dieselbe Tonart wie in Kreislers Recitativo), eine der bekanntesten Solokompositionen für Violine überhaupt. Wie für Partiten und Suiten des 18. Jahrhundert üblich, handelt es sich um eine Abfolge damals populärer Tänze, die freilich kunstvoll stilisiert ausgeführt sind und sich längst vom Tanzsaal gelöst. Darauf folgt die erste Fantasie für „Violine ohne Baß“ des Magdeburger Komponisten Georg Philipp Telemann. Auch in ihr wechseln sich, ähnlich wie in Bachs Partita, kurze Sätze in verschiedenen Tempi und Stimmungen ab.



 


Daniel Matejča


© MAFRA Tomáš Krist

Daniel Matejča, geboren am 30. April 2005 im tschechischen Liberec, erhielt seinen ersten Violinunterricht von seiner Mutter, anschließend übernahm Prof. Ivan Straus seine Ausbildung. Nach zahlreichen Preisen bei verschiedenen Wettbewerben errang er u. a. 2019 den 1. Preis bei „Jugend Musiziert“ in Halle und spielte kurz darauf das Violinkonzert von Felix Mendelssohn Bartholdy mit dem Symphonieorchester Liberec. 2020 gewann er den 1. Preis beim Internationalen Georg Philipp Telemann-Wettbewerb in Poznan, 2022 den 1. Preis Eurovision Young Talent-Wettbewerb. Im selben Jahr spielte er auch die sechs Solosonaten von Eugéne Ysaÿe für Supraphon. Er wirkt regelmäßig an internationalen Workshops und Kursen mit, etwa der Liberec International Violin Academy, dem Imola Summer Festival oder der International Music Academy Orpheus in Wien, wo er etwa mit Stephen Schipps, Simon James und Michael Frischenschlager zusammenarbeitet.

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