Schloss+Konzerte: Aus der Geschichte

Volksschule, Gemeinde- und Standesamt (bis 2015), Ortsbücherei, Mittelpunkt des Kunstprojektes LandArt, Hausführungen, Konzerte und Lesungen, Tagungen und Vernissagen, Hochzeiten und Taufen: Dass sich das Schloss Gleinstätten (wieder) in ein Zentrum nicht nur der Marktgemeinde, sondern der gesamten Region entwickeln und verschiedene Institutionen ebenso wie Dutzende Veranstaltungen pro Jahr beherbergen könnte, hätten Mitte der 1970er Jahre wohl nur wenige für denkbar gehalten: Weit mehr als vierhundert Jahre nach seiner Grundsteinlegung während der Herrschaft der Gleinzer (1285–1607) – ein altes Salzburger Dienstmannsgeschlecht, auf das auch der Name der Marktgemeinde zurückgeht – war das ehemals stattliche Areal zunehmend geschrumpft und stark verfallen. Zuletzt diente es gar der Lebensmittelfirma Inzersdorfer als Produktionsstätte; einzelne noch bewohnbare Räume wurden zudem als Privatwohnungen genützt. Das Schloss schien seinem Abriss näher als einer sinnvollen Instandsetzung (in einer Fotocollage im Schlossinnenhof ist der damalige Zustand heute eindrücklich festgehalten). Glücklicherweise entschloss sich die Marktgemeinde 1975 dazu, das Grundstück zu erwerben und umfassend zu renovieren, wobei der vierflügelige Renaissancebau auch sein heutiges charakteristisches Glasdach erhielt. Um was für einen Kraftakt es sich bei dieser Wiederherstellung gehandelt hat, beurkunden unter anderem der Architekturpreis des Landes Steiermark sowie der Europa-Nostra-Preis, mit denen der renovierte Bau 1980 bzw. 1981 ausgezeichnet wurde.

Mit der Wiedereröffnung des Schlosses beginnt zugleich die Geschichte der Schlosskonzerte: Ein Abend am 16. Dezember 1979, an dem Barocke Flötenmusik von Bach, Händel und Quantz am Programm stand, bildete den Auftakt für eine der mittlerweile ältesten und beliebtesten Klassischen Konzertreihen des Landes, die für ihre jährlich acht Veranstaltungen renommierte Musiker:innen und international tätige Ensembles auf die Schlossbühne lockt.

Der künstlerische Gründervater der Schlosskonzerte war Karl Mustein, dessen Einsatz für den (Wieder-)Aufbau der steirischen Kulturlandschaft insbesondere im Chorwesen bis heute spürbar ist (u. a. leitete er auch die noch heute veranstalteten Familiensingwochen Seggau ein knappes Vierteljahrhundert lang). Dank seines Eifers und seiner Kontakte stiegen die Schlosskonzerte innerhalb weniger Jahre zu einer Veranstaltungsreihe überregionalen Ranges auf.

Nach seinem Tod 2011 fiel die künstlerische Leitung an Christof Lang, unter dem die Schlosskonzerte die Grenzen einer Kammermusik-Reihe endgültig hinter sich gelassen haben: Formationen wie das Universitätsorchester Graz, das Grazer Kammerorchester, die Capella Leopoldina, die Wiener Bachsolisten oder das Kammerorchester Accanto machten auch Sinfonien, Ouvertüren und Solokonzerte im Gleinstättner Schlosshof heimisch – die nicht mehr wegzudenkenden Neujahrskonzerte mit dem Robert Stolz-Salonorchester sind hier noch nicht einmal eingerechnet.

Seit 2022 ist Thomas Wozonig künstlerischer Leiter der Schlosskonzerte. Auf Basis seiner eigenen Tätigkeit als Chorleiter zog er die Konsequenz aus der herrlichen Akustik des Schlosshofes und brachte den Kammerchor der Kunstuniversität Graz für das erste reine Chorkonzert in der Geschichte der Schlosskonzerte nach Gleinstätten. Dass es sich bei dieser Matinee am 1. Mai 2022 zugleich um eines der letzten Konzerte des bedeutenden österreichischen Dirigenten Johannes Prinz vor dessen Emeritierung handelte, bildet gleichermaßen ein Resümee des bislang so erfolgreichen Weges, wie es auch als künstlerische Messlatte für die Zukunft der Schlosskonzerte dient.


 

Mitarbeiter:innen

Josef Fürnschuss
Karl Haring
Stefanie Haring
Sandra Haring
August Kürbisch
Heidi Kürbisch
Christof Lang
Ingrid Lang-Roth
Gerti Stiegler
Herbert Stiegler
Thomas Wozonig
Margot Zinner