Aus Wien und Witebsk

Trio Callas

2. Feber 2025, 11:00
Aus Wien und Witebsk


Trio Callas
Miguel Rocha, Violine
Lucas Garcia Muramoto, Cello
Bella SchĂŒtz, Klavier


đŸŽ« Tickets fĂŒr das Konzert

 

PROGRAMM

Aaron Copland (1900–1990)
Vitebsk – Studie ĂŒber ein jĂŒdisches Thema

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)
Klaviertrio Nr. 4 in E-Dur KV 542
1. Allegro
2. Andante grazioso
3. Allegro

* Pause *

Franz Schubert (1797–1828)
Klaviertrio Nr. 2 in Es-Dur D 929
1. Allegro
2. Andante con moto
3. Scherzo. Allegro moderato – Trio
4. Allegro moderato



 


Wie traurig ist’s hier und wie lieblich! Man möchte gar nicht fort
 Man möchte hinstĂŒrzen zu den verweinten WĂ€nden, sie herzlich umarmen und fragen: warum seid ihr denn so traurig und vertrĂ€umt, so still und bekĂŒmmert. Ich möchte
 ich weiß selbst nicht, was ich möchte, aber mein Herz ist von ZĂ€rtlichkeit und Mitleid ganz zerrissen


An-ski, Der Dybuk (ĂŒbers. Arno Nadel)

Mit seinem TheaterstĂŒck Der Dybuk, heute ein Klassiker der jiddischen Literatur, traf der jĂŒdisch-russische Schriftsteller Salomon An-ski 1920 offenbar einen Nerv der Zeit. Verschiedene Elemente und ErzĂ€hlungen der osteuropĂ€ischen jĂŒdischen Tradition speisen dieses Werk, das sich im Kern um die von einem bösen Geist (den Dybuk) besessene HĂ€ndlerstochter Lea dreht. Gerade die dĂŒstere und spröde Folkloristik des Sujets dĂŒrfte das Publikum in Europa ebenso wie in Amerika fasziniert haben, und zwar in jener zwiespĂ€ltigen Weise, wie sie im StĂŒck auch Lea selbst zum Ausdruck bringt: „Ich weiß selbst nicht, was ich möchte, aber mein Herz ist von ZĂ€rtlichkeit und Mitleid ganz zerrissen
“.

Auch der junge jĂŒdisch-amerikanische Komponist Aaron Copland erlebte den Dybuk in New York und war sofort sowohl vom TheaterstĂŒck als auch der BĂŒhnenmusik gefesselt. Letztere verwendete eine alte jiddische Weise, die ihren Ursprung in der Gegend der heute in Weißrussland liegenden Stadt Witebsk haben soll. „Es war mein Ziel, die Rauheit und das Drama des jĂŒdischen Lebens in Weißrussland widerzuspiegeln“, so Ă€ußerte Copland spĂ€ter zur Grundidee seines StĂŒckes „Vitebsk – Studie ĂŒber ein jĂŒdisches Thema“, das er 1928 vollendete: Ein hochexpressives Werk, das die Stimmung seiner Vorlage in beinahe beklemmender Weise einfĂ€ngt und zu den eindrĂŒcklichsten Kammermusikwerken des 20. Jahrhunderts zĂ€hlt.

Aus Weißrussland fĂŒhrt uns das Ensemble zurĂŒck nach Wien – und damit zu einer, wenn man so möchte, anderen Form der Besessenheit, nĂ€mlich jener Franz Schuberts mit der Musik Beethovens, dessen Werke den JĂŒngeren gleichermaßen hemmten wie anspornten. Schon am Beginn dieser Saison erklingt mit Schuberts Oktett ein Werk, das unmittelbar der BeschĂ€ftigung mit Beethoven entsprungen ist. Mit dem Klaviertrio in Es-Dur verhĂ€lt es sich Ă€hnlich: In seinen Dimensionen sprengt es bis dahin gĂŒltige MaßstĂ€be der Gattung und entfalte jene „himmlischen LĂ€ngen“, die spĂ€ter Robert Schumann bekanntlich an Schuberts Musik verehrte.

Dazwischen steht noch Mozarts Klaviertrio KV 542, das im Vergleich dazu fast unschuldig anmutet. Geschrieben wurde es fĂŒr Franziska von Jacquin (1769–1850), die Tochter eines Wiener Botanik-Professors und Mitte der 1780er Jahre zugleich Nachbar der Mozarts. Doch der Schein trĂŒgt: Schon die bei Mozart sonst seltene Tonart E-Dur leuchtet klanglich hervor, und der technische Anspruch und die teils delikate Verwobenheit der Instrumente machen klar, dass es sich hier um mehr als nur ein Gelegenheitswerk handelt.




Trio Callas


© Amelie Meissner

Das Trio Callas wurde 2021 von drei Freunden in Mozarts Geburtsstadt Salzburg gegrĂŒndet, die ihre Wurzeln in Portugal, Japan, Brasilien und Frankreich haben. Sie sind fĂŒr ihren einzigartigen Ausdruck bekannt, der durch das Zusammentreffen ihrer unterschiedlichen kulturellen HintergrĂŒnde entsteht. Schon bald nach seiner GrĂŒndung wurde das Trio beim FNAPEC-Wettbewerb in Paris und beim Bacewicz-Wettbewerb in ƁódĆș ausgezeichnet. Seitdem wird das Ensemble regelmĂ€ĂŸig eingeladen, seine originellen Programme in ganz Europa und auf Tourneen durch andere Kontinente, etwa in Kanada, den USA, Brasulien, Argentinien und Uruguay, aufzufĂŒhren. Unter der Leitung von CibrĂĄn Sierra VĂĄzquez (Cuarteto Quiroga) an der UniversitĂ€t Mozarteum Salzburg und mit UnterstĂŒtzung der Stiftung „Yehudi Menuhin – Live Music Now“ hat das Trio mit dem Cuarteto Casals, dem Trio di Parma, Giovanni Gnocchi, dem Vienna Piano Trio, Benjamin Schmid, Connie Shih und Thomas Riebl zusammengearbeitet.

 

https://triocallas.com


Miguel Rocha
Miguel ist PreistrÀger internationaler Wettbewerbe wie dem Concorso Ruggiero Ricci, dem Concurso Nacional Vasco Barbosa, dem Internationalen Violinwettbewerb Convimus, dem Prémio Ilda Moura, dem Internationalen Violinwettbewerb Guimarães und dem Internationalen Wettbewerb Cidade do Fundão. Er war Konzertmeister der Orchester Jovem Orquestra de Famalicão (JOF), Orquestra Sinfónica APROARTE sowie Orquestra Sinfónica ARTAVE. Dabei arbeitete er mit Dirigenten wie Peter Askim, Emílio de César, David Brichez-Lalli, Benoßt Fromanger, Radu Postavaru, Maxim Tortelier und José Eduardo Gomes.
Der in Braga geborene Geiger wurde zunĂ€chst in Portugal von Raquel Costa in FamalicĂŁo und Adu Ungureanu in Porto ausgebildet und wird derzeit von Esther Hoppe und Robin Wilson in Salzburg (Mozarteum) betreut. Außerdem erhĂ€lt er erhĂ€lt er regelmĂ€ĂŸig Anregungen von KĂŒnstler:innen wie Maxim Vengerov, Chlöe Hanslip, Ani Schnarch, Miguel da Silva, Andrei Mijlin und Yuri Zhislin.

© Amelie Meissner


© Amelie Meissner

Lucas Garcia Muramoto
Als PreistrĂ€ger des Enrico-Mainardi-Cellowettbewerbs wurde Lucas auch mit dem Eleazar-de-Carvalho-Preis der Regierung des Bundesstaates SĂŁo Paulo fĂŒr seine Leistungen als einer der herausragendsten jungen Musiker Brasiliens ausgezeichnet. Sein europĂ€isches DebĂŒt als Solist gab er mit Haydns C-Dur-Konzert wĂ€hrend der Tournee des Japanischen Jugendorchesters in SĂ€len wie dem Musikverein in Wien und dem Donaupalast in Budapest. Er tritt regelmĂ€ĂŸig bei renommierten Festivals aus wie dem Rheingau Musik Festival, Trame Sonore in Mantua, der Mozartwoche in Salzburg, der Festival Academy Budapest, dem Ljubljana Festival, Ilumina in SĂŁo Paulo, dem China Shanghai Arts Festival und dem Musicus Fest in Hongkong.


Bella SchĂŒtz
Als PreistrĂ€gerin internationaler Wettbewerbe wie dem Internationalen Wettbewerb von Lyon, Piano Campus, Jeunes Talents en Normandie und Feurich (Wien) ist Bella in der Saison 2023/24 Mitglied der AcadĂ©mie Musicale Jaroussky. Sie hat bereits mit Dirigenten wie Daniele Gatti, Jean-Luc Tingaud und JosĂ© Luis Castillo zusammengearbeitet und Klavierkonzerte von Beethoven, Schumann, Prokofiev und Rachmaninov dargeboten. Sie wird regelmĂ€ĂŸig zu Festivals wie dem Nohant Festival Chopin, dem Festival de l'Epau, dem Festival Baroque de Pontoise, dem Internationalen Festival Chigiana und dem Festival d'Auvers-sur-Oise eingeladen. Die in Paris geborene SĂ€ngerin schließt derzeit ihr Masterstudium unter der Leitung von Björn Lehmann in Berlin und Jan Jiracek von Arnim in Wien ab. Sie hat an Meisterkursen mit Solisten und Lehrern wie Tatiana Zelikman, Lilya Zilberstein, Jacques Rouvier, Matti Raekallio und Michel BĂ©roff teilgenommen.

© Amelie Meissner


Spiegelbilder

Next Project

See More