Nur der Freundschaft Harmonie mildert die Beschwerden;
ohne diese Sympathie ist kein Glück auf Erden.

Emanuel Schikaneder, Die Zauberflöte

 

Es sind nicht nur bekannte Melodien, die wir aus der langen Geschichte der Musik mit uns herumtragen: Es sind vor allem menschliche Grundwerte, Wahrheiten und Wünsche, die uns bis heute berühren und dank derer wir uns mit Musik und durch Musik verbunden fühlen, selbst wenn ein Stück bereits vor Jahrhunderten niedergeschrieben wurde.

Zu diesen Kunstwerken, an denen uns bis heute nicht nur ihr Klang, sondern gerade auch ihre Geschichte und ihre Botschaften fesseln, gehört auch Die Zauberflöte: 1791, vor über 230 Jahren, wurde diese Oper von Wolfgang Amadeus Mozart und dem Textdichter Emanuel Schikaneder in Wien uraufgeführt und zählt heute zu den beliebtesten Werken der Klassischen Musik. Das ist zum einen ganz wesentlich der Musik Mozarts zu verdanken – etwa den bekannten Arien der Königin der Nacht oder des Vogelfängers Papageno –, zum anderen aber auch dem märchenhaft-orientalischen Sujet, der Bandbreite an Stimmungen und Emotionen sowie den dargestellten Tugenden, etwa „der Freundschaft Harmonie“, dank derer Tamino und sein Begleiter Papageno letztlich die ihnen auferlegten Prüfungen meistern.

Gerade in Zeiten, in denen bedrohliche Meldungen von Krisen und Konflikten zu einem beständigen Begleiter geworden sind, wirkt es mitunter wohltuend zu sehen, dass Menschen schon lange vor uns ähnliche Sorgen teilten und dafür auf ähnliche Werte und Hoffnungen vertrauten. Da im Eröffnungskonzert der Wiener Kammersymphonie am 17. September 2023 die Ouvertüre zur Zauberflöte am Beginn des Programms steht, haben wir uns dazu entschlossen, dieser Oper auch das Motto der 45. Saison zu entnehmen, genau genommen dem Duett „Könnte jeder brave Mann“ von Pamina und Papageno aus dem I. Akt: „Nur der Freundschaft Harmonie / mildert die Beschwerden; / ohne diese Sympathie / ist kein Glück auf Erden.“

Nicht nur im Eröffnungskonzert, das uns neben Mozarts Zauberflöte auch in die ebenso traum-hafte Welt der Märchenbilder des zwölfjährigen Komponisten Erich Wolfgang Korngold mitnimmt, findet dieses Motto unmittelbar Niederschlag: Der Bariton Johannes Held und die Pianistin Doriana Tchakarova erzählen uns am 12. November 2023 von den Freuden und Leiden des wandernden Gesellen, die Franz Schubert in seinem bekannten Liederzyklus Die schöne Müllerin in 20 Klangbildern festgehalten hat. Die romantische Sehnsucht in die Ferne und in die Natur, die in Schuberts Liedern steckt, erhebt auch der Dirigent Benjamin Lack zum Grundthema seines Konzerts am 26. Mai 2024: Kammerchor und Musiker:innen der Kunstuniversität Graz werden unter seiner Leitung Werke unter dem Motto „Sehnsucht“ präsentieren, die aus der Verbindung von Chor- und Hörnerklang eine ganz eigene, romantische Sphäre schaffen.

Am 4. Feber 2024 zeichnet uns das TrioVanBeethoven ähnliche tiefgründige „Seelenlandschaften“, die um das Andenken und Erinnern etwa in der Musik von Antonín Dvořák kreisen. Urmenschliche Themen berühren auch die beiden Musikerinnen Ana Topalovic und Elisabeth Plank in ihrem Konzert am 13. April 2024, für das sie traditionelle Volkslieder aus verschiedenen europäischen Ländern zusammengetragen haben und diese nicht stimmlich, aber instrumental „zum Singen“ bringen werden. Wie sehr aber bereits ein einzelner Einfall oder gar die Vorstellung eines „Einfalls“ Menschen über Epochen hinweg zu verbinden vermag, demonstriert Nataša Veljković´c in ihrem launigen Solo-Klavierabend unter dem Motto „A Capriccio“ am 16. März 2024, in dem sie einen Bogen von Mozart über Chopin und Brahms bis hin zur kroatischen Komponistin Dora Pejačević spannt.

Und Stichwort „launig“: Auch 2024 wird Ernst Wedam sein Robert-Stolz-Salonorchester, das in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert, wieder gut aufgelegt und schwungvoll durch unsere Neujahrskonzerte peitschen – natürlich wieder in Begleitung unserer „Haus- und Hofsopranistin“ Anita Vozsech.

Verbinden und harmonieren wollen wir in dieser Saison aber nicht nur innerhalb der Konzerte, sondern auch um sie herum. Aus diesem Grund wurde die kleine, bunte Reihe der SchlossKonzerte Plus  SKPLUS – geschaffen, in der in vier Veranstaltungen spezielle Einblicke in die Musik der jeweiligen Konzerte ermöglicht werden. So wird der Cellist Tobias Stosiek uns nicht nur am 15. Oktober 2023 in seinem Programm „Violineoncello solo“ die von ihm bearbeiteten Werke für Solovioline von Johann Sebastian Bach vorführen, sondern uns tags zuvor auch von Bach und seinen Kindern erzählen, wobei hier nicht nur seine leiblichen, sondern auch seine ‚musikalischen Kinder‘ gemeint sind. Zu einer ähnlichen musikalischen Entdeckungsreise, die sich dabei speziell an Kinder richtet, laden uns Ana Topalovic und Elisabeth Plank vor ihrem Konzert am 13. April 2024 ein. An besonders detailinteressierte Entdecker:innen richtet sich wiederum das Vortragskonzert am 3. Feber 2024, das sich mit der in Klassischer Musik allgegenwärtigen Form der Sonate beschäftigt. Musikschüler:innen aus Wies und Graz werden hierbei die musikalischen Beispiele liefern und Ihnen einige Hörtipps für künftige Konzerte verraten. Und am Ende der Saison, das – mittlerweile ja fast schon traditionell –, wieder mit einem Chorkonzert begangen wird, lädt uns Chorleiter Benjamin Lack am 25. Mai 2024 ein, in das Programm des Konzerts am darauffolgenden Tag hineinzuschnuppern, und zwar nicht nur hörend, sondern selbst singend.

Ähnlich wie die regulären Konzerte sind auch die SKPLUS–Veranstaltungen in diesem Programmheft jeweils näher beschrieben: Schmökern Sie, nehmen Sie diese zusätzlichen Anregungen auf und zögern Sie nicht, sich bei Fragen telefonisch oder per E-Mail an uns zu wenden. Dies gilt auch bei Fragen zum Erzherzog-Johann-Abo, das im vergangenen Jahr eingerichtet wurde und sich speziell an Musikschülerinnen und Musikschüler richtet.

So sehr wir uns aber auch bemühen: Entwicklungen und Neuerungen fordern bisweilen ihren Preis und können nicht aus Nichts entstehen. Dies gilt auch für unsere Konzertreihe, auf die sich die allgemeine wirtschaftliche Situation der vergangenen Pandemie- und Krisenjahre ebenso wie auf andere Bereiche des öffentlichen Lebens auswirkt. Den Ausbau unseres Veranstaltungsangebots müssen wir daher zugleich mit den ersten Preiserhöhungen seit vielen Jahren verbinden, sodass Sie das Jahresabo nun für 130 €, Vorverkaufskarten für 22 € und den Tages-/Abendeintritt für 25€  erwerben können. Lehrlinge, Präsenz- und Zivildiener:innen sowie Studierende erhalten wie gewohnt Ermäßigungen (12 €), ebenso können Schulpflichtige in Begleitung die Konzerte wie bisher frei besuchen. Eine Übersicht über die aktuellen Preise, auch der neuen SKPLUS–Reihe, finden Sie am Ende des Jahresprogramms sowie auf unserer Homepage.

Wir hoffen, dass Sie uns auch in unserer 45. Saison weiterhin treu begleiten, Freude an unserem Programm mit handverlesenen regionalen und internationalen Künstler:innen haben und die eine oder andere Melodie im Ohr mit nach Hause nehmen werden. Auf bald bei den Schlosskonzerten Gleinstätten – oder nochmals mit Tamino aus der Zauberflöte gesprochen:

„Die Stunde schlägt; wir seh’n uns wieder!“

Thomas Wozonig